oder frei nach Georg Ringsgwandl:
Hoistod muaß schiacha wer’n?
Am 22. April 2024 um 09:00 Uhr finden in Hallstatt beim alten Amtshaus der Saline eine Bauverhandlung und gleichzeitig die gewerbebehördliche Verhandlung zum geplanten Großprojekt Hotel Salzamt
statt.
Aktuell wurde noch keine Genehmigung seitens der Naturschutzbehörde erteilt. Auch der Bezirkshauptmann unterstützt das Vorhaben (laut OÖN vom 29.03.2024) nicht. Diese Entscheidungen könnten
jedoch - so dem Hotelbau attestiert wird „von öffentlichem Interesse zu sein“ - noch ausgehebelt werden.
Viele in Hallstatt befürchten nun, dass das Projekt gegen alle Widerstände und Bedenken dennoch verwirklicht wird. Scheinbar hat die totale touristische Ausbeutung unseres Lebensraums ihre
Grenzen immer noch nicht erreicht (man denke hier nur an das aktuellste Hirngespinst einer Schwimmseilbahn). Gegen Geld und Gier der Investoren scheint kein Kraut gewachsen und auch die
Erfüllungsgehilfen vor Ort tun das ihre. Der Bürgermeister befürwortet diesen Hotelneubau unter anderem, weil er dies als die einzige Möglichkeit proklamiert, das sanierungsbedürftige Amtshaus zu
erhalten. Auch das Arbeitsplatzargument wird bemüht. Dabei übersieht er, dass im Tourismus nicht die Arbeitsplätze, sondern die Arbeitskräfte fehlen.
Wir von der Bürgerliste Hallstatt sehen das Bauvorhaben ganz anders: Wenn diese Grauslichkeit kommt, die aussieht wie ein großes Parkhaus, ist das Ortsbild von Hallstatt für immer zerstört!
Ähnlich bewerten das die für Denkmal- und Naturschutz zuständigen Behörden, die in ihren allesamt negativen Stellungnahmen vor allem die Dimensionen und deren Auswirkungen auf das Ortsbild
kritisierten. Es stünde im sensiblen Seeuferschutzbereich des Hallstätter Sees, wäre von Weitem sichtbar und würde schon allein aufgrund seiner Größe und Formensprache einen markanten Kontrast
zum übrigen Ort darstellen.
Zwar wurden einige umstrittene Punkte abgeändert. Beispielsweise wurde auf einen Pool am Dach verzichtet, auch der Eingangsbereich wurde „dezenter“ gehalten. Für uns bleibt vor allem die Größe
des Hotelbaus ein Problem. Viele Regionen (z. B. Südtirol) beschränken die Bettenanzahl von neuen Hotels mittlerweile auf bis zu 80 Betten. Das Hotel Salzamt soll hingegen 228 Betten haben. Dazu
wird es noch ein Personalhaus für mindestens 80 Angestellte brauchen. Wo das gebaut werden soll und welche kostbaren Grünflächen dafür geopfert werden müssen, wird uns noch verschwiegen. Der
Hotelneubau wird im Vergleich zum bestehenden Amtshaus um ein Vielfaches größer sein. Das alte Salinengebäude, um dessen Revitalisierung es ursprünglich gehen sollte, wird sich dagegen wie ein
Austragshäuschen ausnehmen.
Von Bodenverbrauch und Bodenversiegelung haben wir da noch gar nicht gesprochen. Der großvolumige Aushub wird massive Geländeveränderungen mit sich ziehen, auch die nötigen Sicherungsmaßnahmen am
Steilhang hinter und oberhalb des Hotels gegen Felssturz/Steinschlag und Lawinenabgänge werden weithin sichtbar sein.
Wir kritisieren auch das Konzept des Hotels, das total auf Massentourismus ausgerichtet sein wird. Bei der Vorstellung am Gemeindeamt erklärten die Betreiber, dass es ein „City-Hotel“ würde, für
Besucher auf der Rundreise durch Österreich/Europa, die würden eh nur eine Nacht bleiben und dann weiterziehen. Das widerspricht den Wünschen der Bürgerliste, die vehement für einen nachhaltigen,
ressourcenschonenden, umweltverträglichen und vor allem qualitätsvollen Tourismus eintritt.
Hallstätter Familienbetriebe, die aktuell durchaus wirtschaftlich erfolgreich sind, müssen um ihre Existenz fürchten. Von Juni bis August wird der Kuchen wohl groß genug für alle sein. In den
schwächeren Monaten (hier verzeichnet Hallstatt eine Auslastung von ca. 30%) wird das dann marktbeherrschende Großhotel zum Nachteil seiner Mitbewerber mit Dumpingpreisen arbeiten müssen, um nur
annähernd die nötige Auslastung zu erzielen. Was passiert, wenn die Investoren und Immobilienentwickler während der Bauphase in Konkurs gehen, mag man sich gar nicht vorstellen, sollte man aber
angesichts der Benko-Pleite auch nicht außer Acht lassen.
Zuletzt sei noch die Belastung durch die Baustelle erwähnt. Da wird speziell der Ortsteil Lahn (der schon jetzt stark unter dem touristischen Verkehrsaufkommen leidet) noch zusätzlich! von Lärm,
Dreck und Staus betroffen sein … und das tagtäglich und für sehr lange Zeit. Leidtragende werden auch die Bewohner von Obertraun sein, die diese Engstelle passieren müssen. Wie so oft gilt, wir
Einheimischen haben nur die Mühsal, die Gewinne landen dann auswärts.
Last, but not least: Auch wir von der Bürgerliste wünschen uns, dass das alte Amtshaus erhalten bleibt. Darum stimmten wir einst dem Grundsatzbeschluss, es als Hotel zu adaptieren, zu. Damals war
allerdings die Rede von maximal 100 Betten … jetzt stehen wir bei 228. Wir sehen die Lösung dementsprechend in einem wesentlich kleineren Hotel oder auch in einer ganz anderen Verwendung. Der
Erhalt des Amtshauses darf nicht um den Preis der Zerstörung unseres Ortsbildes erfolgen. Wir glauben fest an eine bessere Lösung.
Aktuell liegen die Pläne im Gemeindeamt zur Einsichtnahme auf. Bitte hingehen und sich selber ein Bild machen (und vielleicht im Hinterkopf behalten, dass Renderings ein sehr geschöntes Bild
zeichnen)
Durch den Ausbau zu einer großen Hotelanlage soll das Amtshaus saniert und wieder einer Bestimmung zugeführt werden. Wie wohl jede:r in Hallstatt wünsche auch ich mir, dass das historische Amtshaus erhalten bleibt. Aber braucht Hallstatt noch ein weiteres Hotel und vor allem eines in dieser Größenordnung? Ich befürchte, dass der der Preis, den wir dafür zahlen werden ein zu hoher ist. Wir riskieren die Zerstörung unseres Ortsbildes und sägen uns damit letztlich den Ast ab von dem Hallstatt lebt: unsere charakteristische Ortsansicht mit Bergen und See.
Aus der Kronen Zeitung und aus der Ischler Woche erfahren wir Hallstätter:innen in homöopathischen Dosen was aus dem Amtshaus werden soll: ein 200-Betten-Hotel soll dort entstehen - aber ohnehin
mit 16 m Abstand zum Altbestand und ganz an die Natur angepasst mit Holzfassade und begrüntem Flachdach. Immerhin soll es eine Stange Geld kosten, eine 40-Millionen-Investition.
Wie das geplante Hotel aussehen soll, erfahren wir hingegen nicht. Googeln* Sie doch einmal „Hotel Salzamt, Hallstatt“. Dann wissen Sie zwar noch immer nicht, welcher der Entwürfe tatsächlich
gebaut wird. Man bekommt jedoch einen Eindruck von den Dimensionen. Was immer da gebaut werden wird – und so sehr man hoffen mag, dass die zuständigen Behörden von Denkmalamt, ICOMOS bis
Naturschutz die schlimmsten Monstrositäten dieser Entwürfe verhindern mögen – eines steht fest: es wird das Ortsbild für immer verändern. Die Ansicht von Hallstatt wird nicht mehr
dieselbe sein. Als „Nebengebäude“ wird man das Projekt Hotel Salzamt nicht verharmlosen können. 200 Betten, das sind mehr Betten als aktuell das Hotel Grüner Baum, alle drei Häuser des
Heritage Hotels, plus des Fenix Hall zusammen haben.
Angesichts eines so gravierenden Einschnitts sollte man meinen, dass die Hallstätter Bevölkerung ein Recht auf Informationen hätte. Aber nichts da, wieder einmal wird der Deckel draufgehalten und
wir werden vor vollendete Tatsachen gestellt. Das ist gelinde ausgedrückt Politik nach Gutsherrenart, aber eigentlich ein Akt von Gewalt. Ein Platz, an dem unter normalen Bedingungen nie und
nimmer eine Baugenehmigung erteilt werden würde, wird unter dem Aufhänger das Amtshaus zu sanieren an Investoren verscherbelt. Die Renovierung des historischen Gebäudes ist keine wohltätige
Investition, wie man uns weißmachen will, es stehen knallharte kommerzielle Interessen dahinter, man will möglichst viel Geld verdienen. Ein Ort mit so vielen Touristen wie Hallstatt ist die
goldene Kuh, die gemolken werden will.
Aber wollen wir Hallstätter:innen jedes Jahr noch mehr Touristen? Wollen wir wirklich, dass Hallstatt mehr Betten für Gäste als für Einheimische hat? Im Übrigen, die hat es schon längst. Aktuell
725 Einwohnern standen bereits 2019 mehr als 800 Gästebetten gegenüber. Vor allem aber besteht kein echter Bedarf an weiteren Betten. Die vorhandenen Betten waren 2019 (also zum Höhepunkt im
Vor-Corona-Jahr!) im Sommer zu nicht ganz 60% ausgelastet, im Winterhalbjahr nur zu 32%. Selbst wenn in den Monaten Juli und August Hallstatt ausgebucht sein sollte, die restlichen zehn Monate
sind es dann nicht nur weitere „kalte“ Betten. Wir haben dann ein Großhotel, das den schon vorhandenen Betrieben (z. T. einheimischen Familienbetrieben) Konkurrenz machen wird.
Am Projekt Salzamt werden nur die Hotelbetreiber/Investoren/Immobilienentwickler verdienen, im Ort wird keine Wertschöpfung generiert. Es wird auch keine Arbeitsplätze für Hallstätter geben.
Dieses Argument kann man angesichts der paar Einheimischen im Heritage-Hotel nicht mehr glaubhaft anführen.
Stattdessen wird man jedoch zusätzliche Häuser für Personalwohnungen brauchen. Im Fünf-Sterne-Bereich kalkuliert man ein Verhältnis von einem Mitarbeiter auf 2 Gäste, bzw. einen pro Zimmer. Da
entsteht ein zusätzlicher Bedarf an Unterkünften für bis zu 100 Personen. Wo sind diese Quartiere geplant?
Mit einem 5-Sterne-Hotel bekommt man auch nicht automatisch einen Qualitätstourismus. Bloß der Zimmerpreis ist ein höherer. Auch diese Hotelgäste werden nicht länger bleiben, als die ortsüblichen
1,4 Nächte (2019). So kurze Aufenthalte sind nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht nicht erstrebenswert, dieser Tourismus belastet die Umwelt und ist ein Treiber der Klimakrise. Gerade ein Ort mit
Naturerbe-Status darf diesen Titel nicht bloß als Gütezeichen vor sich hertragen, er hat auch eine Verpflichtung verantwortungsbewusst mit dieser Ressource umzugehen.
• Es ist ein bekanntes Schlupfloch für illegale Zweitwohnsitze, dass ein Hotelbetrieb eingereicht und kurzzeitig auch als solcher betrieben wird. Später werden dann daraus
„Zweitwohnsitze“, eigentlich handelt es sich aber um Wertanlagen und Spekulations-objekte. Wurden Vorkehrungen getroffen, das zu verhindern?
• Wir vermuten, dass es den Investoren primär um die Umwidmung und die dadurch ermöglichte Errichtung des Hotels geht, die Renovierung des Amtshauses hingen kein vorrangiges
Ziel darstellt. Was also wenn „das Geld ausgeht“, der Neubau fertig ist, aber das Amtshaus immer noch eine Ruine? Wurde ein solches Szenario bedacht? Wir empfehlen eine Vorgangsweise die
sicherstellt, dass zuerst die Substanz des Amts-hauses renoviert wird, ehe mit dem „Ergänzungsbau“ begonnen wird.
• Ein 5-Sterne-Hotel am See wird sehr wahrscheinlich einen hoteleigenen Badestrand haben wollen. Wie wollen Sie verhindern, dass die Hotelbetreiber Seegrundstücke aufkaufen (z.
B. das Salinengrundstück vor dem Troadkasten) und diese Flächen damit der Öffentlichkeit, bzw. der einheimischen Bevölkerung entzogen werden.
• Ein Hotelprojekt dieser Größenordnung hat Auswirkungen auf die Infrastruktur. Es verbraucht Wasser, produziert Abwasser, es hat einen hohen Energiebedarf, usw. Der Ausbau der
Kläranlage kostet sechs Millionen und muss von den Gemeinden gestemmt werden. Welchen Beitrag leisten dazu die großen Tourismusbetriebe? Wie ist die Versorgung der einheimischen Bevölkerung
gesichert? Müssen wir damit rechnen, dass zu Spitzenverbrauchszeiten in der Früh das Wasser nur noch spärlich aus unseren Hähnen tröpfelt?
Herr Bürgermeister,
• Warum handeln Sie im Interesse irgendwelcher Investoren und nicht zum Gemeinwohl der Hallstätter Bevölkerung?
• Warum gibt es hier eine „gmahde Wiesn“ und alles ist machbar, während einheimische Projekte erschwerten Bedingungen ausgesetzt werden?
• Warum gibt es keine Informationen?
• Warum interessiert Sie nicht die Meinung der Hallstätter:innen dazu? Warum diese Alleingänge ohne Einbindung der Bevölkerung?
• Wann stoppen Sie endlich den Ausverkauf unseres Ortes? Wann kümmern Sie sich endlich um einen nachhaltigen Qualitätstourismus, bei dem die Wertschöpfung im Ort bleibt, der die
Natur und unsere Ressourcen schont und nicht auf Kosten der Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung geht.
Wahrscheinlich denken Sie und manch andere, es geht halt nicht anders. Dass das der Preis ist den man für den Erhalt des historischen Amtshausen bezahlen muss.
NEIN! Es geht auch anders. In Südtirol etwa hat man diesen Sommer vereinbart, keine neuen Betten mehr zu genehmigen um Overtourismus zu verhindern und hat außerdem eine Ober-grenze von 150 Betten
pro Betrieb eingeführt. Der kleine Ort Naturns bei Meran geht noch weiter: maximal 80 Betten soll ein Hotel dort haben. Und dennoch gibt es dort beispielsweise ein sehr luxuriöses Wellness-Hotel
(den Lindenhof).
Umgelegt auf das Amtshaus könnte das bedeuten, dass man keinen Mega-Komplex errichtet, sondern ein kleines, feines Hotel mit entsprechend weniger Betten. Es dauert dann halt ein bisschen länger,
bis sich die Investitionskosten amortisiert haben.
Vor 50 Jahren war das sogenannte SAPP-Projekt geplant (eine Straße entlang des Ufers statt des Tunnels). Damals wurde ebenfalls behauptet, dies sei ein Projekt, dass unbedingt und alternativlos
notwendig sei … damals konnte durch eine Abstimmung ein Projekt verhindert werden, dass den Ort zerstört hätte …
Andrea Zimmermann
*gerne hätte ich Fotos eingefügt, um die Dimensionen des Hotelbaus zu verdeutlichen. Wegen möglicher Urheberrechte geht das leider nicht. Darum einige Links zu den Bildern:
https://www.lparchitektur.at/wp-content/uploads/hallstatt_web_001.jpg
https://images.squarespace-cdn.com/content/v1/5a088afd29f187e1088317a7/1516568435854-VY4MPLLC0B2E5ZKPEHPF/salzamt-hallstatt-1.jpg?format=2500w
Immer wieder werden wir mit Fragen konfrontiert, die den Hotel Neubau beim Amtshaus betreffen.
Da leider auch wir unsere Informationen nur aus der Kronen Zeitung haben, sind wir auf Mutmaßungen und Spekulationen angewiesen.
Aber bei einem so brisanten Bauprojekt mit solchen Dimensionen gibt es viele Gründe für eine Geheimhaltung, denn die öffentliche Meinung kann wesentlich mehr Gewicht haben als wir vermuten.
Weil keine Informationen nach außen dringen, kann vermutet werden, dass der Bürgermeister zurückgepfiffen wurde, es werden wohl noch Unterschriften oder Zugeständnisse fehlen.
Entscheidungsträger können sehr sensibel reagieren, wenn die Bevölkerung vor Ort berechtigte Zweifel hegt und Fragen stellt.
Aber genau das ist der Punkt: Wir müssen jetzt die Fragen stellen und Antworten einfordern, noch bevor die Katze aus dem Sack gelassen wird und damit Tatsachen geschaffen werden, die unumkehrbar
sind.
Ist ein 40 Millionen Euro Investment einmal in Fahrt, hat es einen langen Bremsweg und Bürgerinteressen kommen unter die Räder.
Wir dürfen diese Hotelanlage aber nicht isoliert betrachten, sie ist Teil eines Gesamtkonzeptes, welches Auswirkungen auf alle Bereiche des Ortes haben wird.
Wirtschaftlich entsteht dadurch der große Spieler, der mit seinen Häusern im Zentrum und einem Junior Partner im Gemeindeamt alle Trümpfe in der Hand hat.
Von den Investoren im Hintergrund ist, schon wegen des hohen finanziellen Einsatzes, keine Rücksichtnahme auf örtliche Interessen zu erwarten. Wir gehören zur Kulisse, sie haben uns
dazugekauft.
Das politische Gewicht und die Rolle der einheimischen Projektteilnehmer ist strategisches Potential der Investoren, daher dürfen wir uns keinen „Einheimischen-Rabatt“ erwarten.
Ganz im Gegenteil: Viele Leistungen im Bereich der Infrastruktur wird die Hallstätter Bevölkerung zu tragen haben, weil noch immer nach den alten Denkmustern gehandelt wird.
„Tourismus bringt Arbeitsplätze und Wohlstand für Alle“
Aber gerade die Infrastruktur mit ihrer Vielfalt an Erfordernissen ist in Anbetracht der nahenden Krisen unkalkulierbar geworden.
Deshalb stellt sich die Frage: „Ist es zu verantworten, einer ohnehin stark schrumpfenden Wohnbevölkerung einen so gewaltigen Ressourcenfresser in den Garten zu stellen?“
Aber auch die sozialen Auswirkungen müssten im Vorfeld hinterfragt, diskutiert und berücksichtigt werden. Die Arbeitskräfte der Zukunft kommen nicht mehr aus der näheren Umgebung und haben andere
kulturelle Hintergründe und Bedürfnisse, weshalb es eine große Rolle spielt, wo und wie das Personal für das Großprojekt Unterkunft bezieht.
Im gesamten Ortszentrum haben die Touristenmassen alle Rückzugs-, Erholungs- und Spielflächen der Einheimischen besetzt.
Direkter formuliert: „Sie drängen uns von unseren Straßen und Wegen, belagern unsere Spiel- und Badeplätze und vermüllen und zerstören unseren Lebensraum.
Eine ähnliche Entwicklung steht jetzt der Lahn bevor.
Ob diese Form von Tourismus noch mit dem Kulturerbe zu vereinbaren ist, muss bezweifelt werden!
Ein Hotelbau mit der angekündigten Bettenanzahl wird wegen seiner Größe das Südende von Hallstatt dominieren und auch im Umfeld sind massive Eingriffe zu erwarten.
Schon wegen der Lage mit dem Rücken zum Berg ist der Seebereich für die Planer und Betreiber unverzichtbar.
Wie wichtig und emotional geladen gerade dieses Gelände mit dem breiten Seezugang für die Bevölkerung ist kann mit Worten kaum beschrieben werden.
Es ist der Hafen, der Spielplatz und die Festwiese der Hallstätter, eigentlich unser letzter Gemeinschaftsplatz.
Wie fatal sich touristische Fehlentwicklungen auf einen kleinen Ort auswirken können, zeigt das sogenannte „italienische Modell“.
Mit dem Ziel der Revitalisierung wurden das Haus Seethaler und das alte Heimatmuseum in das Heritage Hotelkonzept eingegliedert.
Nachahmer haben daraus sehr schnell ein illegales und lukratives Vermietungsmodell in Wohnhäusern entwickelt.
Die Immobilienpreise sind explodiert, der Hallberg ist inzwischen fast entvölkert und das System frisst sich unaufhaltsam wie ein Geschwür durch Hallstatt.
In Zukunft wird Wohneigentum in Hallstatt nur mehr ein Privileg der Erben und Investoren sein.
Jedes verkaufte Wohnhaus ist eine Tragödie für sich, weil nicht nur Wohnraum für die Bevölkerung, sondern auch Nachbarn und gelebte und belebte Kultur verloren geht.
In anderen Gemeinden, die mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind, wird zumindest versucht, weitere Fehlentwicklungen zu vermeiden und Einsicht ist da schon der erste Erfolg.
Warum bei uns die dafür gewählten Mandatare den zerstörerischen Wildwuchs einfach dulden, hat wahrscheinlich damit zu tun, dass, wie in vielen anderen Bereichen, die Macht des Kapitals die
Demokratie bereits überholt hat.
Würde hinter diesem Projekt die wirklich ehrliche Überzeugung stecken, dem Ort und seiner Bevölkerung etwas Gutes zu tun, dann hätten zumindest die involvierten Volksvertreter mit offenen Karten
spielen müssen.
Gerhard Streit-Maier